Dr. Petra Schulz

...und die Sterne

...und die Sterne buchstabieren deinen Namen

Idee

Heiligenverehrung von Stars in Musik und Gesellschaft

Sehnsüchte

Elton John singt 1997 auf der Trauerfeier der tödlich verunglückten Lady Di in Westminster Abbey „Goodbye, England’s Rose“. Die Rose ist im Christentum ein Symbol für Maria, die Mutter Jesu, Heilige der katholischen Kirche. Geradezu kosmische Bedeutung wird der Verstorbenen zugesprochen, wenn Elton John singt: „Und die Sterne buchstabieren deinen Namen …“. Wie eine Heilige wird nicht nur Lady Di verehrt. 1987 pilgern anlässlich seines 10. Todestages Tausende von Fans zum Grab von Elvis Presley. Im Meditationsgarten legen sie Blumen ab. Heilige in der christlichen Tradition wurden mit Blumen verehrt. Von den Heiligen selbst nahmen die Pilger Reliquien (beispielsweise abgetrennte Gliedmaßen) mit. Wirkkraft wurde den Reliquien zugeschrieben. Nicht nur dem menschlichen Körper selbst, sondern auch allem, was mit ihm in Verbindung stand, etwa Marterwerkzeugen, Kleidung, Grabschmuck. Und Elvis? Der us-amerikanische Künstler Jeffrey Vallance präsentiert als Kunstobjekt 1993 „Elvis Satinschal“ in dreifacher Ausführung – mit Schweißflecken, Erinnerungen an die Schals, die Elvis während der Konzerte an seine Fans verteilte. Die Reliquie wird zum Kunstobjekt.Sind Lady Di und Elvis Heilige? Sind ihre Fans religiös? Die Antwort auf diese Frage ist strittig. Unstrittig allerdings ist, dass menschliche Sehnsüchte nach Zugehörigkeit und Halt in unterschiedlicher Weise ihren Ausdruck finden und dass über Erfahrungen, die in popkulturellen Kontexten prinzipiell jeder machen kann, ein Verständnis für religiöse, hier christliche Weisen der Verehrung und Rituale angebahnt werden kann.

Sich selbst überschreiten

Weltlich und geistlich, religiös und nicht-religiös – wo liegen die Unterschiede z.B. bei Johann Sebastian Bach? Bach unterscheidet nicht zwischen weltlicher und geistlicher Musik. Vielmehr ist er davon überzeugt, dass in seiner Musik Gott gegenwärtig und jede Musik zur Ehre Gottes ist (auch die weltliche). Der Kantate „Jauchzet, frohlocket!“ aus dem 1734/35 uraufgeführten Weihnachtsoratorium wird die gleiche Melodie unterlegt wie der Geburtstagskantate „Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten!“ für Maria Josepha, Erzherzogin von Österreich, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen ein Jahr zuvor. Die Musik passt zum Lob der Königin wie zum Lob Gottes. Die hervorgerufenen Gefühlslagen scheinen analog zu sein. Gibt es keine besonderen religiösen Gefühle? Oder handelt es sich in beiden Fällen um religiöse Gefühle? Was ist religiös? Das ist strittig. Unstrittig allerdings ist, dass Musik Menschen anregen kann, über sich hinaus zu fühlen, hinaus zu denken, den eigenen Horizont zu überschreiten auf etwas ganz Anderes hin. Musik kann Transzendenzerfahrungen auslösen. Musik hält die Sehnsucht nach etwas ganz Anderem, Großen, Ganzen wach oder weckt sie gar erst.

Präsentiert: zur Langen Nacht der Wissenschaften 2008

Team

Akteure: Stefan Schumacher, Carolin Sommer, Andrea, Kevin Nitschke

Musikalische Leitung und Orgel: Stefan Reißig

Cello: Matthias Döring

Chor: Christoph Altmann, G. Elisabeth Braisch, Brunke Koch, Friedrich Packmohr, Carolin Sommer, Annelie Zerbel, Marie-Luise Schwemer, Katharina Ulbricht, Christian Schnepf, Stefan Reißig, Alexander Uhlig, Andreas Uhlig

Skript: Stefan Reißig, Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher, Carolin Sommer

Technik: Gernot Knönagel, Christian Schulte, Josefine Topp

Leitung: Dr. Petra Schulz