Dr. Petra Schulz

Präsenz im Präsens.

Präsenz im Präsens.
Drei Sessel und ein Wiki.

Idee

Wahrnehmungsexperimente zur Frage: Wie kann einer da sein, der nicht da ist?

Wer sieht und fühlt wen wie und wann?

Sie kennen Wikipedia. Wikipedia ist ein modernes Netzwerk aus Wissen, das die Struktur des Wikis nutzt. Man startet an einem Punkt und kann sich dann über Querverweise und Verknüpfungen weiterbewegen, von Klick zu Klick gewissermaßen. In diesem Sinne ist scheinbar alles miteinander verbunden. Es gibt keinen Anfang, sondern nur einen Punkt, an dem man einsteigt. Zum Beispiel so:Daniels Großvater ist gestorben. Daniel ist sehr traurig. Wenn es ganz schlimm wird, dann setzt er sich in Großvaters Sessel und denkt an all das Schöne, das sie gemeinsam erlebt haben. Daniel erinnert sich genau. Ihm wird dann ganz warm ums Herz. Wenn er sich erinnert, dann ist Großvater da, nur irgendwie anders als früher.

Daniels Großvater ist gestorben. Daniel ist sehr traurig. Wenn es ganz schlimm wird, dann nimmt er sich eine Decke und kuschelt sich in Großvaters Sessel. Er spürt dann, wie Großvater ihn in den Arm nimmt. Das fühlt sich so an wie früher. Irgendwie ist Großvater dann da, nur anders.

Daniels Großvater ist gestorben. Daniel ist sehr traurig. Wenn es ganz schlimm wird, dann nimmt er sich einen kleinen Hocker und setzt sich neben Großvaters Sessel und erzählt Großvater alles, was wichtig ist. Er setzt sich nicht auf den Sessel, denn dort hat doch Großvater immer gesessen und da sitzt er auch jetzt, wenn Daniel mit ihm spricht. Es ist wie früher. Irgendwie ist Großvater da, nur anders.

Wie kann einer da sein, der nicht da ist?
Frauen und Männer, die Jesus nahegestanden hatten, hatten bald nach seinem Tod das Gefühl, dass er bei ihnen ist. Sie wussten: Er ist gestorben am Kreuz. Und doch spürten sie ihn jetzt ganz nah bei sich. Manchmal waren sie selbst überrascht. Als sie anderen davon erzählen wollten, merkten sie, wie schwer das war, die eigene Erfahrung so zu vermitteln, dass sie Gestalt gewinnen konnte für andere. Es war doch alles nicht nur ein Traum. Sie erzählten Geschichten, um sich anderen verständlich zu machen. Manche hielten alles für Unsinn, andere ahnten, was sie meinten und wollten mehr erfahren.

Wie kann einer da sein, der nicht da ist?
Zum Beispiel beim Abendmahl?

Präsentiert: Zur Langen Nacht der Wissenschaften 2010, Universität Rostock

Team

Akteure: Wibke Bilitewski, Kerstin Ehrich, Andy Hoth, NadineScholz, Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher, Hester Sedl, Elisa Strasen, ChristineWahlandt

Skript: Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher

Technik: Gernot Knönagel, Kevin Nitschke, Cornelius Wergin

Leitung: Dr. Petra Schulz