Dr. Petra Schulz

Demenz

Demenz. Gesichter einer Krankheit.
Begegnungen – Entdeckung von Sinn im scheinbar Sinnlosen

Idee

Demenz hat viele Erscheinungsformen. Schaut man der Demenz ins Gesicht, sieht man andere Menschen. Vielleicht aber sieht man auch sich selbst wie in einem Spiegel, nur anders als sonst. Im besten Fall entdeckt man darin Heilung und Leben inmitten von Alter, Krankheit und Tod.

Zum Beispiel Erika

Erika ist meine Mutter.
Erika kommt jeden Tag, holt die Wäsche, wäscht sie und kocht.
Und Erika macht sauber.
Und hat auch verhindert, dass ich ins Heim komme. Sagt die Frau, die im Heim lebt.
Wo lebt sie?
Die Mutter, die ist längst tot. Erika wäscht nicht und kocht nicht und macht auch nicht sauber. Und sie kommt auch nicht jeden Tag. Vielleicht alle zwei Wochen für eine Stunde.
Die Frau sagt: Erika ist meine Mutter.
Die anderen sagen: Wie eine Tochter ist Erika für sie. Wie eine Mutter ist Erika, sagt die Frau. Und später, als man sie nicht mehr hört: Erika ist meine Mutter.

„Mutter“ ist ein Symbol für Heimat.
Heimat, das ist der Ort, an dem man zur Ruhe kommt. An dem man sich anerkannt fühlt so wie man ist. Heimat ist dort, wo man ankommt und alles ist gut.

Diese Heimat lebt in der Sehnsucht. Sie lebt im Herzen des Menschen und in der Phantasie. Und sie wird von der Sehnsucht genährt.

Sehnsucht nach Heimat ist vielfach verbunden mit Schmerz. Weil sich nur bruchstückhaft und momenthaft einstellt, was man ersehnt.
Nämlich Frieden. Und Verbundenheit, die hält und trägt und einen trotzdem nicht festsetzt und fesselt, sondern freisetzt und lässt, freilässt. Ist das wie ein Stück Himmel auf Erden?
Ist man wahnsinnig, wenn man sich danach sehnt? Wahnsinnig vor Sehnsucht vielleicht.
Nach einem liebenden Blick, der nicht urteilt und nicht vergleicht. Nach einem liebenden Blick, der wohlwollend schaut und beruhigt. Ganz heilsam.

In Anlehnung an Petra Schulz, FaltenRiss. Alter neu sehen. Ein Reiseführer durch Welten von Alter, Krankheit, Sterben, Tod, Heilung und Leben, Gera 2017, 65-67.

Team

Präsentiert: Zur Langen Nacht der Wissenschaften 2013, Universität Rostock

In Kooperation mit: Dr. med. Antje Kloth

Akteure: Carolin Binder, Antje Kloth, Linda Jankowski, Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher

Skript: Antje Kloth, Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher

Technik: Gernot Knönagel

Leitung: Dr. Petra Schulz