Medizinische Sepsis-Vorlesung als Collage mit Performance
Die Performance entstand im Dialog mit Medizinern und im Rahmen der Vorbereitung einer Ringvorlesung für Vorkliniker. Medizinstudierende des 4. Semesters lernen hier vor dem Physikum erste Fälle aus dem Klinikalltag kennen. Die Sepsis-Vorlesung bekam die Gestalt einer Collage: Vorlesungsanteile und Performance wurden miteinander vernetzt. Der verzweifelte Kampf des Arztes mit den Blutzellen, innere Dialoge am Bett eines Sterbenden, das Ringen um Leben und Tod, Begegnung, Berührung, Nähe und Ruhe.
Sepsis. Im Deutschen bezeichnet man dieses Krankheitsbild als „Blutvergiftung“. Blut gilt in vielen Kulturen als ein Symbol des Lebens.Blutvergiftung ist eine der häufigsten Todesursachen. Die Öffentlichkeit nimmt davon wenig Kenntnis. Statt von Sepsis spricht man eher von Leber- oder Nierenversagen.So wie Sepsis als Todesursache meist unsichtbar bleibt, so bleiben oftmals auch Einsamkeit, Verzweiflung, Frustration und Angst verborgen. Auch sie können Leben vergiften und sogar unbemerkt zum Tode führen, zum Tod mitten im Leben. Man kann sich tot fühlen, wenn das Leben, das man lebt, sich sinnentleert, sinnlos anfühlt. Wenn es zu keiner wirklichen Begegnung mehr kommt mit anderen und mit sich selbst.Menschen sind verschieden und gehen unterschiedlich mit Belastungssituationen um: Arzt und Ärztin, Patient und Patientin, Krankenschwester und Pfleger. Beziehungen zwischen diesen können harmonisch verlaufen, aber auch belasten. Konflikte und Störungen können produktiv ausgetragen oder verschleiert werden. Eine gestörte Beziehung schlägt auf den Einzelnen zurück. Sie macht ihn krank und vergiftet sein Leben: Lebensvergiftung.Heilung ist nicht nur medizinisches Wiedergesundmachen. Heilwerden ist selbst auch im Sterben möglich. Das klingt paradox: Heilwerden, obwohl man stirbt. Nähe, die zugewandt aushält, was scheinbar nicht auszuhalten ist, ermöglicht neues Leben.
Präsentiert: Zur Langen Nacht der Wissenschaften 2009 und innerhalb einer Ringvorlesung für Vorkliniker an der Medizinischen Fakultät Rostock
Layout: Benjamin Breutel
In Kooperation mit: Prof. Dr. med. Steffen Mitzner, Claas Volkmann
Akteure: Benjamin Breutel, Katharina Ehler, Maria Jarmer, Dr. Petra Schulz, Steffen Mitzner, Claas Volkmann
Skript: Benjamin Breutel, Katharina Ehler, Maria Jarmer, Dr. Petra Schulz, Steffen Mitzner, Claas Volkmann
Technik: Gernot Knönagel, Thomas Moll
Leitung: Dr. Petra Schulz