Der Gewohnheiten und vermeintlich Selbstverständliches aufbrechende, aufreißende und verrückende Blick kann berückende Folgen haben.
Ohne küsst es sich besser!
Spricht es und greift an die Zähne und nimmt sie heraus.
Fest, leicht, elegant.
Ober- und Unterprothese ganz frei links neben dem Teller
und nah dem Kompott
und rechts steht das Glas mit dem Saft.
Beim Essen.
Lippen wellen ganz weich und ganz breit
und Kiefer küsst Nase.Messerbänkchen und Gabel
Prothesenplatz links.
Und dann, nach Saft und Kompott,
zielsicherer Griff, fest, leicht, elegant.
Zurück.
Erst oben, dann unten.
Ach, nimm doch die Zähne heraus.
Ohne küsst es sich besser.
Aus: Petra Schulz, FaltenRiss. Alter neu sehen. Ein Reiseführer durch Welten von Alter, Krankheit, Sterben, Tod, Heilung und Leben, Gera 2017, 40.
Wer küsst wen und wann. Wer küsst mich, wenn …? Was ist Liebe? Verrückt kann man sein mit dem anderen Blick. Neue Räume kann man entdecken, Räume der Vorstellungskraft und der Gefühle in sich und auch anderswo und vieles, vielleicht gar alles erscheint unvermutet in neuem Licht. Anders sehen wird möglich und anders fühlen auch. Leben wird berührt, überkleidet, verändert von einem anderen Blick und erschließt sich ganz neu.
Präsentiert: Zur Tagung der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommernanlässlich des Welt-Alzheimer-Tages 2013.
In Kooperation mit: Dr. med. Antje Kloth
Akteure: Carolin Binder, Benjamin Breutel, Antje Kloth, Anna - Luise Mitschke, Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher, Katharina Warnke
Skript: Antje Kloth, Petra Schulz, Stefan Schumacher
Technik: Gernot Knönagel
Leitung: Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher